Stadtentwicklung
Stadtentwicklung bezeichnet einen aktiven Planungs- und Veränderungsprozess, der sich auf die gesamte Stadt oder ein Stadtquartier bezieht. Zu den Aufgabenfeldern gehören unter anderem die Schaffung von Wohnraum, die Entwicklung neuer Verkehrskonzepte, die energetische Gebäudesanierung oder der Bau neuer Gebäude. Einen zentralen Stellenwert hat die Gestaltung des öffentlichen Raums. Dabei müssen vielfältige Anforderungen erfüllt und in Einklang gebracht werden, etwa gesunde Arbeits- und Wohnverhältnisse, die Sicherung von Arbeitsplätzen, Ressourcenschonung und Verringerung der Mobilität, die Belange von lokalen Unternehmen, die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger nach Kultur, Bildung, Erholung und Mobilität, Aspekte des Umweltschutzes und der Landschaftspflege. (1) Häufig stehen bei Veränderungsmaßnahmen verschiedene Ziele miteinander in Konflikt, etwa Stadt- und Umweltverträglichkeit, soziale Gerechtigkeit, Interessen der Wirtschaft und der Bevölkerung. Dies macht Stadtentwicklung zu einer komplexen Aufgabe.
Von entscheidender Bedeutung ist die Umsetzung einer nachhaltigen Stadt- und Quartiersentwicklung: Demnach wird die Stadt oder das Quartier als Ganzes in den Blick genommen und es gilt, die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Entwicklungen in ihrem Zusammenwirken zu berücksichtigen. Diese Perspektive macht eine interdisziplinäre und integrierte Herangehensweise erforderlich. Eine nachhaltige Stadtentwicklung muss aber auch partizipativ ausgerichtet sein, da sie vor allem auf der lokalen Ebene – in Städten, Gemeinden, Kreisen und in einzelnen Stadtteilen – verwirklicht wird. Die Mitwirkung der Kommunen und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner ist eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung des UN-Leitbildes der Nachhaltigkeit Agenda 21, die auf eine zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsweise gerichtet ist. In der Bundesrepublik Deutschland verfolgen staatliche Akteure im Handlungsprogramm Lokale Agenda 21 das Ziel, in Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft, Organisationen der Zivilgesellschaft und der privaten Wirtschaft eine nachhaltige Entwicklung in den Kommunen zu verankern. (1) Die Agenda 21-Instrumente wurden in den letzten Jahren zum Ansatz der lokalen Nachhaltigkeitsstrategie weiterentwickelt, die auf einem zyklischen und prozessorientierten Verständnis von nachhaltiger Entwicklung basiert und auf ein kohärentes und langfristiges Kommunales Nachhaltigkeitsmanagement ausgerichtet ist. (2)
Zunehmend wird Stadtentwicklung zu einem Aufgabenfeld bürgerschaftlicher Beteiligung, die von Kommunen auch gezielt gefördert wird, um eine höhere Akzeptanz von Entscheidungen, ausgewogenere Lösungen, eine verbesserte Qualität der Leistungen und Projekte und mehr Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Lebensumfeld zu erreichen. (3) Quartiersmanagement oder Stadtteilmanagement ist ein Verfahren in der Stadtentwicklung, das der Planung und Steuerung von Stadt- oder Ortsteilen dient und lokale Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in Beteiligungsverfahren zusammenführt. Dadurch sollen die Bewohnerinnen und Bewohner dazu befähigt werden, aktiv an Veränderungsprozessen im eigenen Stadtquartier teilzunehmen und den Stadtteil langfristig zu stärken.
Ausgehend von einem integrierten Stadtentwicklungskonzept wurde das Bund-Länder-Kommunen-Programm Soziale Stadt als Motor für die integrierte Stadtentwicklung initiiert. Damit soll die Stabilisierung und Aufwertung städtebaulich, wirtschaftlich und sozial benachteiligter und strukturschwacher Stadt- und Ortsteile unterstützt werden. Auch soll mit städtebaulichen Investitionen in das Wohnumfeld, in die Infrastrukturausstattung und in die Wohnqualität mehr Generationengerechtigkeit sowie Familienfreundlichkeit im Quartier erreicht werden. Weitere wichtige Ziele sind, die Chancen der dort lebenden Menschen auf Teilhabe und Integration zu verbessern, lebendige Nachbarschaften zu befördern und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. (3)
In einem erweiterten Verständnis von Bildung finden Bildungsprozesse an zahlreichen Bildungsorten und in vielfältigen Lernwelten statt. Bildung und Stadtentwicklung sind deshalb unmittelbar miteinander verbundene Handlungsfelder, insbesondere auf der Ebene des Quartiers, das zahlreiche Orte und Gelegenheiten für Bildung bietet. Die kommunale Bildungssituation hat aber auch große Bedeutung für die Stadt- und Quartiersentwicklung: Ein bedarfsgerechtes Bildungsangebot und eine zeitgemäße Bildungsinfrastruktur sind maßgeblich für die individuelle Teilhabe und den Bildungserfolg der dort lebenden Menschen, sie sind oft mitentscheidend für Standortentscheidungen von Unternehmen und sie verbessern die Lebensqualität in der Stadt. (4)
Die Bildungschancen der Bürgerinnen und Bürger werden nicht nur vom vorhandenen Bildungsangebot vor Ort beeinflusst, sondern vom gesamten Sozialraum. Deshalb muss es in Stadtentwicklungsprozessen darum gehen, eine offene Gestaltung, einen umfassenden Abbau von Barrieren, ein neues Verständnis von Stadt und die Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Wirtschaft zu erreichen. Die Ziele von Bildung und Stadtplanung müssen mit ihren jeweils eigenen Qualitäten zusammengeführt werden, was ein interdisziplinäres Verständnis und eine Kooperationsbereitschaft in Stadtverwaltungen und Stadtpolitik voraussetzt. (5)
Um die Qualität und Teilhabe an Bildung vor Ort zu erhöhen, gewinnt die Vernetzung und die Zusammenarbeit von vielfältigen Bildungsakteuren in lokalen Bildungslandschaften zunehmend an Bedeutung. Wichtige Kooperationspartner sind dabei auch die kommunale Stadtentwicklung und die Stadtplanung.
In vielen Städten ist die Zusammenarbeit von Bildung und Stadtentwicklung ein wichtiger Baustein des kommunalen Bildungsmanagements, etwa durch die Kooperation von Stadtplanungs- und Schulämtern bei der Planung neuer Schulbauten. Künftige Entwicklungsmöglichkeiten würden sich aus einer systematischen Verknüpfung von Stadtentwicklung und Bildung ergeben. Solche integrierten Ansätze könnten zum Beispiel darauf zielen, die Schulen in die Quartiere zu öffnen, Schulgebäude und -grundstücke als Orte kommunaler Öffentlichkeit zu nutzen, außerschulische Lernorte (ökologische, kulturelle, politische Bildung) und informelle Bildungsräume für die Stadtgesellschaft zu schaffen sowie neue lokale Bildungsverbünde und -netzwerke zu etablieren. Damit dies gelingt, müssen in der Praxis alle an Bildung und Stadtentwicklung beteiligten Akteure eingebunden und Zuständigkeitsbereiche verknüpft werden. (6)
Dieser Begriff beschreibt eines der Handlungsfelder der Teilhaber im Netzwerk Stiftungen und Bildung (siehe Nettie-Finder).
Quellen:
(1) Umweltbundesamt: Stadtentwicklung, URL: https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/planungsinstrumente/umweltschonende-raumplanung/stadtentwicklung (Zugriff: 2.5.2018).
(2) Ralf Klemens Stappen: ABC der Nachhaltigkeitsstrategien, URL: http://www.nachhaltigkeitsstrategie.info/Lokale-Nachhaltigkeitsstrategie.html (Zugriff: 3.5.2018).
(3) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Soziale Stadt, URL: http://www.staedtebaufoerderung.info/StBauF/DE/Programm/SozialeStadt/soziale_stadt_node.htm (Zugriff: 3.5.2018).
(4) Deutsches Institut für Urbanistik: Stadtentwicklung als bürgerschaftliche Aufgabe, Difu-Berichte 1/2012, URL: https://difu.de/publikationen/difu-berichte-12012/stadtentwicklung-als-buergerschaftliche-aufgabe.html (Zugriff: 2.5.2018).
(5) Deutsches Institut für Urbanistik: Bildung und Stadtentwicklung – Chancen und Grenzen integrierter Konzepte, URL: https://difu.de/veranstaltungen/2013-12-05/bildung-und-stadtentwicklung-chancen-und-grenzen.html (Zugriff: 2.5.2018).
(6) Angela Million/Felix Bentlin/Anna Juliane Heinrich, in Kooperation mit der Vodafone Stiftung Deutschland: Wenn Stadt Bildung mitdenkt, dann ... Die bildende Stadt. Berlin 2016.